10005 Von hinten durch die Brust ins Auge: Nichtauditierbares auditieren
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Ausschlaggebend für den Erfolg eines Managementsystems ist das klare, spürbare und immer wieder glaubwürdig unter Beweis gestellte Commitment der obersten Leitung. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Mittlerweile hat auch die Welt der internationalen Managementsystemnormen einschließlich der ISO 50001 zum Energiemanagement reagiert: Im Kapitel 5.1 der aktuell als Draft vorliegenden Version findet sich die Anforderung, dass die „oberste Leitung … in Bezug auf die fortlaufende Verbesserung der energiebezogenen Leistung und Wirksamkeit des EnMS Führung und Verpflichtung zeigen” müsse. Doch viele Auditoren dürften bereits erlebt haben, dass manche Geschäftsführung zwar die Anforderungen formal erfüllt, aber spürbar nicht wirklich hinter dem Managementsystem steht. Da ein Audit keine Gewissensprüfung sein kann, stellt sich die Frage, wie dieses Thema gerade auch in kritischen Fällen zu behandeln ist. Mithilfe eines dem Coaching entlehnten Instrumentariums rund um sogenannte „systemische Fragen” kann es Auditoren gelingen, mindestens Anstöße in Richtung eines aufrichtigen und nachhaltig spürbaren Engagements zu geben. von: |
1 Einleitung
„Haben Sie gegenüber Ihrer Mannschaft die Bedeutung eines effizienten Energiemanagementsystems vermittelt?” Schon durch seine Stimmführung ließ der Lead-Auditor keinen Zweifel daran, dass er den Geschäftsführer ‚rannehmen’ wollte. Das Maschinenbauunternehmen hatte vor rund einem Jahr mit der Implementierung eines Energiemanagementsystems (EnMS) begonnen, und nun fand die Zertifizierung nach ISO 50001 statt. Gleich im ersten Auditgespräch war der technische Geschäftsführer gefordert, der gleichzeitig Mitglied der Eigentümerfamilie des zu zertifizierenden Mittelständlers war. Der Lead-Auditor war durchaus froh, dass es gelungen war, einen hochrangigen Manager wie diesen Geschäftsführer im Audit interviewen zu können. Doch das änderte nichts an seiner Entschlossenheit, kritische Fragen anzubringen und sich keineswegs leichtfertig abspeisen zu lassen.
Umso mehr freute ihn die Antwort des Geschäftsführers. Die kam prompt und mit fester Stimme: „Selbstverständlich weise ich auf die Bedeutung hin, schon aus strategischen Gründen. Energieeffizienz heißt immer auch Kostenersparnis und das ist es, was wir im globalen Wettbewerb brauchen. Ich habe zuletzt auf unserer Betriebsversammlung, aber auch im Führungskreis auf die Bedeutung hingewiesen, die das zertifizierte System für uns hat, gerade auch mit Blick auf die Energiekosten. Außerdem haben wir unseren Managementbeauftragten installiert, der das Managementsystem eingeführt und die Dokumentation erstellt hat.” Die souveräne Ausstrahlung des in der Wirtschaftspresse sehr präsenten Geschäftsführers zeigte Wirkung: Lead-Auditor wie auch der Co-Auditor waren beeindruckt. Ganz nebenbei war die Verbindung zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens hergestellt worden – besser ging's nicht.
Ein erfolgreiches Audit?
Das Audit nahm seinen Fortgang, und nachdem einige Fragen zur Energiepolitik (die nachweisbar vorlag) sowie zum Management-Review (das rund sechs Wochen zuvor normkonform durchgeführt und dokumentiert worden war) geklärt waren, war der Auditor zufrieden: endlich eine Geschäftsführung, die ihrer Verpflichtung als oberste Leitung im Sinne der Norm nachkam. Zwei Tage später war das Zertifizierungsaudit abgeschlossen. Lediglich einige kleinere Nebenabweichungen waren festgestellt worden, sodass der Auditorenempfehlung nach Ausstellen des Zertifikats nichts entgegenstand. Als besonders positiv hoben die Auditoren das Engagement der obersten Leitung hervor. Ein großer Erfolg für das frisch zertifizierte Unternehmen – und ganz nebenbei war eine großartige Referenz für die Zertifizierungsgesellschaft zu verbuchen.
Das Audit nahm seinen Fortgang, und nachdem einige Fragen zur Energiepolitik (die nachweisbar vorlag) sowie zum Management-Review (das rund sechs Wochen zuvor normkonform durchgeführt und dokumentiert worden war) geklärt waren, war der Auditor zufrieden: endlich eine Geschäftsführung, die ihrer Verpflichtung als oberste Leitung im Sinne der Norm nachkam. Zwei Tage später war das Zertifizierungsaudit abgeschlossen. Lediglich einige kleinere Nebenabweichungen waren festgestellt worden, sodass der Auditorenempfehlung nach Ausstellen des Zertifikats nichts entgegenstand. Als besonders positiv hoben die Auditoren das Engagement der obersten Leitung hervor. Ein großer Erfolg für das frisch zertifizierte Unternehmen – und ganz nebenbei war eine großartige Referenz für die Zertifizierungsgesellschaft zu verbuchen.
