07209 Integriertes Bewertungsmodell für energieeffiziente Gießereiprodukte
In vielen Unternehmen gewinnen energierelevante Fragen aufgrund eines wachsenden Bewusstseins hinsichtlich Ressourceneffizienz, steigender Energiekosten und strengerer Umweltauflagen an Bedeutung. Dieser Beitrag stellt das Vorgehensmodell „Quick Check energieeffiziente Gießerei” vor, welches in sechs Schritten ein effizientes, prozessorientiertes und transparentes Energiecontrolling ermöglicht und dem Unternehmen rasch einen Überblick über Energieverbräuche und -kosten auf Unternehmens-, Prozess- und Produktebene liefert. Der Ansatz ermöglicht die Identifizierung und transparente Darstellung von Stoff- und Energieflüssen im Unternehmen, und bereitet aussagekräftige Energiekennzahlen vor, die in Managementsystemen und Audits gefordert werden. von: |
1 Einleitung
Energieintensive Branchen sind zunehmend gefordert, ihren Energiekonsum zu verringern und Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz zu entwickeln, um vorgegebene Zielwerte im Zusammenhang mit gesetzlichen Anforderungen erreichen zu können. Insbesondere die Energieeffizienzrichtlinie der Europäischen Union (EED; 2012/27/EU) beinhaltet durch die Verpflichtung der Mitgliedstaaten u. a. auch unmittelbare Vorgaben für Unternehmen. Nachdem es für Einzelunternehmen oft organisatorisch und inhaltlich zu aufwendig ist, eine geeignete systematische Vorgehensweise zur Hebung von Energieeffizienzpotenzialen zu bestimmen, sind branchenübergreifende Ansätze gefragt, die eine umfassendere Sichtweise ermöglichen. Besonders für Gießereibetriebe hat sich gezeigt, dass sich die Ableitung generischer Herangehensweisen aufgrund ihrer hohen Komplexität und Vielschichtigkeit in ihren Prozessen und Strukturen schwieriger gestaltet. [1]
Energieeinsparungspotenzial finden…
Selbsteinschätzungen aus Gießereibetrieben gehen von einem Energieeinsparungspotenzial von bis zu 15 % aus, was unter den gegebenen Anforderungen einer näheren Betrachtung bedarf. Zahlreiche Studien behandeln die Ursachen und Barrieren der Realisierung von Energieeffizienz, u. a. speziell in der Gießereiindustrie [2] [3] [4] . Dies führt zur sogenannten „Energieeffizienzlücke”, wonach das Missverhältnis zwischen techno-ökonomisch machbarer und tatsächlicher Umsetzung auf mehrere Aspekte zurückgeführt werden kann: [5] [6] [7] [8]
Selbsteinschätzungen aus Gießereibetrieben gehen von einem Energieeinsparungspotenzial von bis zu 15 % aus, was unter den gegebenen Anforderungen einer näheren Betrachtung bedarf. Zahlreiche Studien behandeln die Ursachen und Barrieren der Realisierung von Energieeffizienz, u. a. speziell in der Gießereiindustrie [2] [3] [4] . Dies führt zur sogenannten „Energieeffizienzlücke”, wonach das Missverhältnis zwischen techno-ökonomisch machbarer und tatsächlicher Umsetzung auf mehrere Aspekte zurückgeführt werden kann: [5] [6] [7] [8]
• | Unzureichende Bewertung des wirtschaftlichen Potenzials: In der Praxis findet sich häufig eine Überbewertung des finanziellen Risikos von Investitionen. Speziell in KMU fehlt es aufgrund mangelnden Kapitals an der Umsetzung der effektivsten Maßnahmen, was auch zu einem geringeren Einsatz von Querschnittstechnologien führt. |
• | Marktversagen verhindert die Allokation von Gütern an jene Akteure, die ihr den größten Wert beimessen. Dies kommt beispielsweise zustande, wenn die Marktpreise energieeffizienter Produkte nicht die Kosten für Umweltinvestitionen oder Subventionen inkludieren. Zusammen mit beeinflussten Wettbewerbsbedingungen (z. B. Vormachtstellung weniger Anbieter) kann dies die Energiepreise und damit die Profitabilität von Energiesparmaßnahmen stark beeinflussen. Des Weiteren besitzen Verbraucher zumeist nur unvollständige Informationen über die Energieverbrauchsmuster bestimmter Güter, oder es setzen sich schlichtweg Technologien niedrigerer Qualität am Markt durch. |
• | Organisatorische Barrieren schließlich können auf unterschiedliche Zielsetzungen zwischen Individuen und Unternehmen (z. B. subjektive Präferenzen bei der Projektauswahl) und auf gespaltene Anreize (z. B. unterschiedliche Departments sind für die Planung und Kalkulation einer Investition zuständig) zurückgeführt werden. |