06112 Die Wertschöpfungskette im Blick: ein Leitfaden zur Bilanzierung von Scope 3-Emissionen
Die Berechnung von Scope 3-Emissionen ist für viele Unternehmen eine echte Herausforderung – und doch unverzichtbar, denn oft machen sie den größten Teil der CO2-Bilanz aus. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, warum Sie sich jetzt mit Scope 3-Emissionen befassen sollten und wie Sie dabei am besten vorgehen. Erfahren Sie, welche konkreten Vorteile die Erfassung und Reduzierung für Ihr Unternehmen bringen und wie Sie systematisch die relevanten Emissionsquellen identifizieren. Mit praxisnahen Methoden, Tools und Tipps hilft Ihnen dieser Leitfaden, die Komplexität zu meistern und typische Stolpersteine zu vermeiden. von: |
1 Herausforderungen und Ziele
Da Unternehmen zunehmend dazu verpflichtet sind, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, wird das Verständnis von Scope 3-Emissionen (indirekte Treibhausgasemissionen in der Wertschöpfungskette) immer wichtiger. Denn häufig machen sie den größten Teil des Emissionsprofils aus, oft mehr als 70 % der gesamten Emissionen [1] .
Die Berechnung von Scope 3-Emissionen stellt Unternehmen vor verschiedene Herausforderungen. Eine Hauptproblematik ist die Datenverfügbarkeit und -qualität. Oft sind Unternehmen auf unzuverlässige oder unvollständige Daten von Lieferanten angewiesen, was die Genauigkeit beeinträchtigt [2] . Zudem umfasst Scope 3 insgesamt 15 verschiedene Kategorien von Emissionsquellen, was eine umfangreiche Datensammlung und -analyse erfordert [3] . Die Anwendung der Berechnungsmethoden gemäß dem Greenhouse Gas Protocol ist ebenfalls komplex und erfordert spezifisches Fachwissen [4] .
Ziel dieses Artikels ist es, Unternehmen durch die Komplexität von Scope 3-Emissionen zu führen. Er bietet einen Leitfaden für Unternehmen zur Erfassung von Scope 3-Emissionen und enthält praktische Hilfsmittel zur Überwindung von Herausforderungen und zur korrekten Dokumentation. Darüber hinaus enthält er hilfreiche Beispiele und Links zu relevanten Quellen für weitere Informationen.
2.1 Warum ist es wichtig, die Scope 3-Emissionen zu berechnen?
Die Berechnung der Scope 3-Emissionen ist wichtig, weil sie häufig den größten Anteil am Gesamtemissionsprofil eines Unternehmens ausmachen und maßgeblich zur Umweltbelastung beitragen. Eine genaue Erfassung ermöglicht es Unternehmen, umfassende Reduktionsstrategien zu entwickeln und ihre Umweltbilanz nachhaltig zu verbessern.
Für die Umwelt ist die Berücksichtigung der Scope 3-Emissionen von zentraler Bedeutung, da sie einen erheblichen Anteil an den globalen Emissionen ausmachen. Die Berechnung führt zu einem besseren Verständnis und einer effektiveren Bekämpfung der damit verbundenen Umweltbelastungen.
Indem Unternehmen ihre Lieferanten zu umweltfreundlicheren Praktiken ermutigen oder verpflichten, werden die Lieferketten nachhaltiger. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Reduzierung der globalen Treibhausgasemissionen bei, sondern unterstützen auch die Erreichung der internationalen Klimaziele [5] [6] .
2.2 Wie profitieren Unternehmen davon?
Es gibt gute Gründe für Unternehmen, Scope 3-Emissionen zu berechnen:
• | Ganzheitliche Emissionsbewertung: Scope 3-Emissionen machen oft den größten Teil des gesamten CO2-Fußabdrucks aus. |
• | Regulatorische Anforderungen: Viele regulatorische Rahmenwerke, wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verlangen die Erfassung von Scope 3-Emissionen. |
• | Wettbewerbsvorteil: Unternehmen können durch eine umfassende Nachhaltigkeitsberichterstattung eine stärkere Marktposition erreichen. |
• | Risikomanagement: Identifizierung und Reduktion von Risiken entlang der gesamten Wertschöpfungskette. |
• | Kundenerwartungen: Steigendes Bewusstsein und Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Transparenz |
• | Investorenanforderungen: Investoren bevorzugen Unternehmen mit klaren Klimastrategien, die alle THG-Emissionsquellen berücksichtigen |
Durch die Berücksichtigung von Scope 3-Emissionen können Unternehmen eine umfassendere und realistischere Darstellung ihrer Umweltauswirkungen erreichen. Diese umfassende Bilanzierung ermöglicht es den Unternehmen, Risiken entlang der Lieferkette besser zu erkennen und zu managen [7] .
Regulatorische Anforderungen
Institutionen wie das Carbon Disclosure Project (CDP) oder die Science Based Targets Initiative (SBTi) weisen Unternehmen bereits seit einiger Zeit darauf hin, dass die Messung und Reduktion von Scope 1- und Scope 2-Emissionen nicht mehr ausreicht, um sich als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen [8] . Dies hat nun auch die EU-Kommission in ihrer neuesten Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, der CSRD, bestätigt, indem sie die Treibhausgasbilanzierung inklusive der Berechnung von Scope 3-Emissionen aufgenommen hat [9] .
Institutionen wie das Carbon Disclosure Project (CDP) oder die Science Based Targets Initiative (SBTi) weisen Unternehmen bereits seit einiger Zeit darauf hin, dass die Messung und Reduktion von Scope 1- und Scope 2-Emissionen nicht mehr ausreicht, um sich als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen [8] . Dies hat nun auch die EU-Kommission in ihrer neuesten Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, der CSRD, bestätigt, indem sie die Treibhausgasbilanzierung inklusive der Berechnung von Scope 3-Emissionen aufgenommen hat [9] .
Durch die Berechnung der Scope 3-Emissionen stellen Unternehmen sicher, dass sie neben den positiven Umweltauswirkungen auch die regulatorischen Anforderungen erfüllen und vermeiden so mögliche finanzielle Konsequenzen. Auch, weil Investoren und Verbraucher zunehmend darauf achten, werden Nachhaltigkeitspraktiken immer wichtiger [10] .
3.1 Was sind Scope 3-Emissionen eigentlich?
Scope 3-Emissionen sind
• | alle indirekten Treibhausgasemissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen und außerhalb der direkten Kontrolle des Unternehmens liegen. |
• | Davon zu unterscheiden sind die Scope 2-Emissionen, die indirekt durch den Bezug von Strom, Fernwärme, Dampf oder Kühlung entstehen. |
Der Begriff „Scope 3” wurde erstmals vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) im Rahmen des Greenhouse Gas Protocol eingeführt. Das Greenhouse Gas Protocol wurde 2001 veröffentlicht und ist ein international anerkannter Standard für die Berechnung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen, einschließlich Scope 3 [11] [12] .
Scope 3-Emissionen können aus verschiedenen Quellen stammen, z. B. aus der Produktion von eingekauften Gütern und Dienstleistungen, aus Transport- und Vertriebsaktivitäten, aus der Nutzung und Entsorgung von verkauften Produkten sowie aus Geschäftsreisen, Pendelverkehr der Mitarbeiter etc.
In der GHG Scope 3 Guidance werden sie in 15 vor- und nachgelagerte Aktivitäten unterteilt (s. Abb. 1) [11] [6] .
Abb. 1: Übersicht der 15 Scope 3-Aktivitäten ( [13] , S. 8)
3.2 Was sind die 15 Kategorien von Scope 3-Emissionen?
Die 15 Kategorien der Scope 3-Emissionen dienen der Einteilung von Scope 3-Emissionen, um unterschiedliche Berechnungsmethoden und Datenanforderungen zu berücksichtigen und damit eine möglichst strukturierte Berechnung und effiziente Prozesse zu ermöglichen.