05005 Energiemanagement und Outsourcing
Outsourcing spielt nicht nur in der Wirtschaft eine große Rolle, sondern wird auch von den neuen Normen auf Basis der High-Level-Struktur aufgegriffen. In der Praxis haben sich jedoch immer wieder Abgrenzungsfragen zu Dienstleistungsunternehmen und zum Produktlieferanten ergeben. Der Beitrag erläutert die verschiedenen Sichtweisen und wendet die Erkenntnisse auf Beispiele im Energiemanagement an. von: |
1 Einführung
Ausgegliederte Prozesse spielen in der 2011er-Version der ISO 50001 zumindest expressis verbis noch keine Rolle. Die Norm kennt Prozesse, die die Organisation kontrolliert, und Personen, die im Namen der Organisation tätig sind, wie Dienstleister, Teilzeitkräfte und Personal mit befristeten Beschäftigungsverhältnissen. Anders hingegen die neue 2018er-Version. Ähnlich wie alle anderen Normen nach HLS-Struktur definiert sie auch ausgegliederte Prozesse und stellt diesbezüglich einige Anforderungen: „Die Organisation muss sicherstellen, dass ausgegliederte SEUs oder auf ihre SEUs bezogene Prozesse gesteuert werden, wenn das Fehlen der Steuerung die energiebezogene Leistung beeinträchtigen kann” [1] . SEU steht für Significant Energy Uses, also für wesentliche Energieeinsatzbereiche.
Ausgegliederte Prozesse gehören in den Anwendungsbereich des Managementsystems. Beispiele können Lackieranlagen sein, die von anderen Firmen auf dem Gelände der Organisation betrieben werden, oder Logistikunternehmen, die den internen Transport komplett abwickeln. Der folgende Artikel erläutert den Begriff aus betriebswirtschaftlicher Sicht und aus dem Blickwinkel der Normen. Er möchte dazu beitragen, die in der Praxis oft schwierige Abgrenzung zwischen Outsourcing, Dienstleistungsanbieter und Produkt-/Teilelieferant klarer hervorzuheben.
2 Outsourcing – was ist das?
Outsourcing ist eine Wortschöpfung aus „outside”, „resource” und „using” und bezeichnet demnach die Nutzung von externen Ressourcen bzw. Leistungen, die vorher im Unternehmen selbst erbracht worden sind. Beruhend auf dem Prinzip der Arbeitsteilung besteht das Ziel für das auslagernde Unternehmen – den Outsourcer – darin, seine Leistungstiefe dadurch zu verringern, dass er möglichst nur noch jene Leistungen selbst erbringt, die Teil seines Kerngeschäfts sind. Die anderen Leistungen werden von spezialisierten externen Anbietern – den Outsourcing-Dienstleistern – bezogen. Outsourcing-Entscheidungen fallen somit im Rahmen von Prozessoptimierungen.
Outsourcing-Arten
Die Frage nach der optimalen Leistungs- und Wertschöpfungstiefe hat nicht nur in der Industrie eine große Bedeutung, sie ist auch von Unternehmen im Dienstleistungssektor stets neu zu beantworten. So können Dienstleistungsunternehmen ihrerseits Dienstleistungen von verschiedenem Umfang an externe Anbieter auslagern, um so ihre Wertschöpfungstiefe zu optimieren. Beim Outsourcing von Dienstleistungen, also bei der Vergabe an einen externen Outsourcing-Dienstleister, können verschiedene Arten unterschieden werden: [2]
Die Frage nach der optimalen Leistungs- und Wertschöpfungstiefe hat nicht nur in der Industrie eine große Bedeutung, sie ist auch von Unternehmen im Dienstleistungssektor stets neu zu beantworten. So können Dienstleistungsunternehmen ihrerseits Dienstleistungen von verschiedenem Umfang an externe Anbieter auslagern, um so ihre Wertschöpfungstiefe zu optimieren. Beim Outsourcing von Dienstleistungen, also bei der Vergabe an einen externen Outsourcing-Dienstleister, können verschiedene Arten unterschieden werden: [2]
• | Selektives Outsourcing: Darunter ist die Auslagerung eines bestimmten Teils einer Leistung an ein externes Unternehmen zu verstehen. In diesem Fall ist der Outsourcing- Dienstleister nur für die korrekte Leistungserbringung dieser Teilfunktion verantwortlich. |
• | Komplettes Outsourcing (totales Outsourcing): Dies bedeutet die vollständige Auslagerung eines Leistungsbereichs an ein Drittunternehmen. Es umfasst sowohl die Übertragung von Ressourcen und Aufträgen als auch von Managementverantwortung auf das Partnerunternehmen. Dieses erbringt für das outsourcende Unternehmen, bezogen auf den ausgelagerten Leistungsbereich, sämtliche Leistungen. |
• | Business Process Outsourcing (BPO): Diese Outsourcing-Art steht für die Auslagerung eines ganzen Geschäftsprozesses an einen externen Anbieter. Der Outsourcing-Dienstleister übernimmt dabei die vollständige Verantwortung für diesen Geschäftsprozess. |
Ausgründung
Vom Outsourcing zu unterscheiden ist die Ausgründung. Hier werden nicht Prozesse an einen bestehenden Anbieter ausgelagert, sondern es wird zur Erbringung dieser Leistungen eigens ein Dienstleistungsunternehmen gegründet. Übernimmt der Outsourcer eine Kapitalbeteiligung an diesem Unternehmen, so ist die Grenze zwischen Outsourcing und einer Übernahme fließend.
Vom Outsourcing zu unterscheiden ist die Ausgründung. Hier werden nicht Prozesse an einen bestehenden Anbieter ausgelagert, sondern es wird zur Erbringung dieser Leistungen eigens ein Dienstleistungsunternehmen gegründet. Übernimmt der Outsourcer eine Kapitalbeteiligung an diesem Unternehmen, so ist die Grenze zwischen Outsourcing und einer Übernahme fließend.
2.1 Welche Prozesse kommen für ein Outsourcing in Betracht?
Unterstützende Prozesse
Prinzipiell kommen alle Prozesse für ein Outsourcing infrage, die nicht unmittelbar zum Kerngeschäft des Unternehmens gehören. Dies sind einerseits sekundäre Prozesse, die den Wertschöpfungsprozess unterstützen. Dazu können z. B. der Kundenservice, das Personalwesen, Finanzdienstleistungen, das Marketing und die Softwareentwicklung gehören.
Prinzipiell kommen alle Prozesse für ein Outsourcing infrage, die nicht unmittelbar zum Kerngeschäft des Unternehmens gehören. Dies sind einerseits sekundäre Prozesse, die den Wertschöpfungsprozess unterstützen. Dazu können z. B. der Kundenservice, das Personalwesen, Finanzdienstleistungen, das Marketing und die Softwareentwicklung gehören.
Infrastrukturdienstleistungen
Andererseits eignen sich für ein Outsourcing auch die sogenannten tertiären Dienstleistungen, also jene Dienstleistungen, die der Infrastruktur des Unternehmens dienen. Infrastrukturdienstleistungen sind z. B.
Andererseits eignen sich für ein Outsourcing auch die sogenannten tertiären Dienstleistungen, also jene Dienstleistungen, die der Infrastruktur des Unternehmens dienen. Infrastrukturdienstleistungen sind z. B.
• | Sicherheitsdienste (Grundstücks- und Gebäudesicherung, Einlasskontrollen), |
• | soziale Dienste (Catering, Zwischenverpflegung, Arbeitsschutz, medizinischer Dienst), |
• | Telekommunikationsdienstleistungen, |
• | Reinigungsdienste, |
• | Schreib- und Übersetzungsdienste, |
• | die Unterhaltung des Fuhrparks und |
• | das Immobilienmanagement (Empfang, Büroeinrichtung, Kurierdienste, Instandhaltung, Haustechnik). |
3 Outsourcing aus Normensicht
Alle neuen HLS-basierten Normen definieren den Begriff „ausgliedern” wie folgt [1] :
„eine Vereinbarung treffen, bei der eine externe Organisation einen Teil einer Funktion oder eines Prozesses einer Organisation wahrnimmt bzw. durchführt
Anmerkung: Eine externe Organisation befindet sich außerhalb des Anwendungsbereichs des Managementsystems, obwohl die ausgegliederte Funktion oder der ausgegliederte Prozess im Rahmen des Anwendungsbereichs liegt”.
Der eigens für Outsourcing erstellte Leitfaden DIN ISO 37500:2015 definiert:
Outsourcing: „Geschäftsmodell der Bereitstellung eines Produkts oder Services durch einen Service Provider für einen Dienstleistungsempfänger”,
Dienstleistungsempfänger: „Organisation oder Gruppe von Organisationen, die in eine Vereinbarung mit dem Service Provider von Produkten oder Services, die sie selber nutzen wollen, eintritt”,
Service Provider: „Organisation, die einem Dienstleistungsempfänger ein Produkt oder einen Service bereitstellt”. [3]
Obwohl hier von Service Provider und Dienstleistungsempfänger gesprochen wird, kann das Prozessergebnis eine Dienstleistung, aber auch ein Produkt sein. In der Definition wird betont, dass die Organisation das Ergebnis selber nutzen möchte.
Da es im Folgenden im Wesentlichen um die Abgrenzungsfrage zu Dienstleistungsunternehmen und Produktlieferanten geht, sei auch hier die Begrifflichkeit Produkt und Dienstleistung im Sinne der Qualitätsnormen kurz dargestellt [4] :
Produkt:
Ergebnis einer Organisation, das ohne jegliche Transaktion zwischen Organisation und Kunden erzeugt werden kann
Ergebnis einer Organisation, das ohne jegliche Transaktion zwischen Organisation und Kunden erzeugt werden kann
Produkte sind üblicherweise materiell, also sogenannte Waren, aber auch Software oder Musik sind Produkte.
Dienstleistung/Service:
Ergebnis einer Organisation mit mindestens einer Tätigkeit, die notwendigerweise zwischen der Organisation und dem Kunden ausgeführt wird
Ergebnis einer Organisation mit mindestens einer Tätigkeit, die notwendigerweise zwischen der Organisation und dem Kunden ausgeführt wird
Beispiele sind: Reparatur eines Autos, Erstellung einer Steuerklärung, Schulungen (auch in Verbindung mit einem Produkt), Hotel oder Restaurantleistungen
ISO 9001:2015 führt in Nr. 8.1 aus, dass ausgegliederte Prozesse gesteuert werden müssen, und thematisiert extern bereitgestellte Prozesse in Abschnitt 8.4.
Zusammenfassend kann man bisher sagen: Es handelt sich um einen von der Organisation mitgesteuerten Prozess in einer anderen Organisation, der zu Produkten oder Dienstleistungen führt.
Weitere Merkmale
Sehr hilfreich sind auch die Ausführungen der ISO 14001:2015 im Anhang A.8.1:
Sehr hilfreich sind auch die Ausführungen der ISO 14001:2015 im Anhang A.8.1:
Ein ausgelagerter Prozess ist ein Prozess, der alles Folgende erfüllt: